Diese Auflistung von Bergematerial und ihre Handhabung bezieht sich grundsätzlich auf Reisemobile und da vor allem auf Fahrzeuge der Leicht-LKW-Klasse mit ihrem schon von Grund auf höherem Gewicht als das eines durchschnittlichen Geländewagens.
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Farbe | Arbeits- oder Hebelast | Mindestbruchlast |
Lila | 1'000 Kg | 7'000 Kg |
Grün | 2'000 Kg | 14'000 Kg |
Gelb | 3'000 Kg | 21'000 Kg |
Grau | 4'000 Kg | 28'000 Kg |
Rot | 5'000 Kg | 35'000 Kg |
Vorteile
- sehr robust
- verschiedene Längen erhältlich
- stabile Befestigung
- klein verstaubar
- leicht
Nachteile
- gute Qualität ist nicht günstig
- müssen sorgfältig gelagert werden (mechan. Schäden, Alterung durch Sonneneinstrahlung)
- Bilige Bergegurte aus dem Baumarkt sind oft von bescheidener Qualität und haben unklare Lastangaben
- Hebegurte sind für statische Belastung (heben) gebaut. Ruckartige Belastung (in die Bergegurte fahren) schaden den Gurten und verkürzen ihre Lebensdauer
- Bergegurten sollen mindestens für das Gewicht des schwereren der beiden Fahrzeuge (Zugfahrzeug, abgeschlepptes Fahrzeug) ausgelegt sein—natürlich will man das Fahrzeug nicht damit hochheben, aber bei einem Fahrzeug, das feststeckt, bauen sich beim Bergen grosse Kräfte auf
- nur Schäkel verwenden, die für mindestens denselben Wert ausgelegt sind wie die Bergegurte
- reicht eine Gurte in der Länge nicht, dürfen die Gurten unter keinen Umständen mit einem Stahlschäkel verbunden werden (Lebensgefahr! — reisst eine Gurte oder einer der Befestigungsschäkel, hat man ein tödliches Projektil); Gurte nur durch Ineinanderschlaufen, oder mit Softschäkel verbinden
Bergegurten (elastisch)
In Europa sind meist die statischen Gurten gebräuchlich, während v.a. in Australien meist elastische Gurten (sogn. snatch'em straps oder snatch straps) verwendet werden. Mit diesen fährt das Bergefahrzeug mit gutem Schritttempo in die zuvor nicht gespannte Gurte. Das physikalische Prinzip heisst Impusübertragung.
Vorteile (gegenüber statischen Bergeburten)
- funktioniert auch, wenn das Bergefahrzeug wenig oder kaum Traktion hat
- kann helfen, wo mit statischen Gurten nicht genügend Zugkraft aufgebaut werden kann
Nachteile
- die Gurten verbrauchen sich und sollten nicht mehr als ca. 10-mal verwendet werden
- sehr gefährlich bei Bruch (Peitscheneffekt)
- grosses Packmass
Greifzug (CH: "Habegger")
1.6 Tonnen Greifzug mit 20 Meter Stahlseil, auf einer
Warn XT9000 mit 4 Tonnen Hebeleistung und 38 Meter Seil
In Reiseforen gern als das Mittel der Wahl dargestellt, aber mit einigen Tücken. Ein Werkzeug, dass für Bergezwecke "umgenutzt" werden kann. Aber immer noch besser als nichts!
Vorteile
- günstig
- kann in jede Richtung ziehen
- kann bei Kurztripps Zuhause bleiben
- auch zum Steine/Baumstämme wegräumen zu gebrauchen
Nachteile
- schwer (komplett ca. 35 kg)
- anstrengende und zeitaufwändige Bedienung
- gross und unhandlich
- braucht viel Platz beim Transport
- braucht Erfahrung und Übung
- mindestens 2 Personen erforderlich
- braucht einen Ankerpunkt im Gelände
- braucht Pflege
- sollte etwas brechen oder reissen ist die Gefahr gross vom Bergeequipment getroffen zu werden.
- bei Befestigung an Baum muss die Rinde vor Beschädigung geschützt werden (z.B. durch spezielle, extrabreite Befestigungsgurte)
- ein vorgängiges Üben um die Handhabung und Grenzen kennen zu lernen ist nötig
Seilwinde (elektrisch oder hydraulisch)
Ein gutes Bergewerkzeug und eine beruhigende "Versicherung" für alleinreisende auf miesen Wegen. Mit Hebeleistungen bis 6 Tonnen und vielen Möglichkeiten dank Umlenkrolle. Auch gut für die Fernbergung anderer zu gebrauchen. Bei geschikter Installation kann sowohl vorwärts- wie auch rückwärts geborgen werden.
Vorteile
- grosse Zugleistung
- sinnvolle Seillängen >35 Meter
- braucht keinen Platz im Innenraum
- keine 2te Person nötig
- leichte Bedienung
- kann auch zur Fahrzeugsicherung oder zum "Abseilen" am Steilhang verwendet werden
- auch zum Steine/Baumstämme wegräumen zu gebrauchen
Nachteile
- erhebliches Gewicht (45-75 kg inkl. Anbau)
- teuer (speziell, wenn statt eines Stahlkabels eine synthetisches Seil angeschafft wird)
- zieht nur in eine Richtung (siehe "Zu Beachten")
- braucht einen Ankerpunkt im Gelände
- braucht regelmässige Pflege (alle paar Monate!)
- aufwändige elektrische Installation (grosse Kabelquerschnitte)
- grosser Stromverbrauch bei Volleistung (2te Batterie erforderlich)
Zu beachten!
- synthetische Seile sind leichter zu handhaben, können aber leichter beschädigt werden
- gewissenhafte Pflege und ein Test vor jeder Reise ist nötig
- ältere billige China- Winden zeichnen sich durch ihre legendäre Unzuverlässigkeit aus
- um eine Seilwinde richtig nutzen zu können, ist vorheriges Üben und sich vertraut machen unabdingbar!
- vorausschauende Reisende befestigen Ösen an den Achsen um das Windenseil "in die andere Richtung" durchziehen zu können
Bemerkungen
Ein Miesmacher würde behaupten: "Ist die Winde vorne braucht man sie hinten und umgekehrt". Aber die geraden Rahmen bei Leicht-LKW bieten eine Montage der Seilwinde im Bereich der Hinterachse des Fahrzeuges regelrecht an! Mit wenigen Umlenkpunkten kann sowohl vorwärts wie auch rükwärts gewincht werden. Zudem wird das Fahrzeug, anders als bei Frontanbau, nicht länger und es besteht keine "erhöhte Verletzungsgefahr für Fussgänger". Der Installationsaufwand für "zwischen den Rahmenrohren" ist deutlich geringer als vorne, da der Bau einer aufwändigen, fussgängerschonenden Konsole entfällt. Bei geschickter Konstruktion ist die Winde abbaubar. Sie bleibt bei Kurztripps oder strassenlastigen Reisen zuhause. Die Batterien sind nicht weit weg und es steht der Verkabelung nichts im Weg.
Mehr Informationen
- Ausführlicher Windentestbericht im Mitgliederbereich.
- Und natürlich hier bei der Fahrzeugbergung
Sandbleche aus Alu oder Stahl
Einsatz von Sandblechen um eine abgerutschte und mit Steinen notdürftig wieder aufgefüllte Pistenkante zu stabilisieren.
Mal schnell einen Graben überbrücken, sich aus Tiefsand oder Morast befreien oder einen abgerutschten Weg sichern? Kein Grill zur Hand? Kein Baum oder Stein weit und breit um das Windenseil zu befestigen? Sandbleche sind das Mittel der Wahl. Die altehrwürdigen Luftlandebleche aus Stahl sind wegen ihres Gewichts und der Rostanfälligkeit aus der Mode gekommen. Ersetzt wurden sie durch Sandbleche aus Alu. Es gibt diverse Hersteller, nicht alle Bleche halten aber was sie versprechen.
Vorteile
- einfache Handhabung
- robust und unverwüstlich
- können für das Fahrzeug passend gesägt werden
- können für Kurztripps Zuhause bleiben
- als Erdanker erheblich leichter zum Eingraben als das Reserverad
Nachteile
- brauchen viel Platz beim Transport
- Gefährlichkeit wird gern unterschätzt
- verbiegen sich oft bei Benutzung
Zu beachten!
Gerade das Überbrücken eines Graben ist nicht mit allen Alu-Sandblechen machbar. Viele biegen sich bis zum Grabenboden durch, müssen nach der Benutzung erst wieder gerade gebogen werden und passen danach meist nicht mehr in die Halterungen! Findet man in der Umgebung nichts zum unterlegen, sind sie für diese Aufgabe so gut wie nutzlos.
Mehr Informationen
- Ausführlicher Sandblechtestbericht im Mitgliederbereich.
Sandbleche aus Kunststoff, Waffleboards
Die "moderne" Variante der Luftlandebleche aber aus zähem GFK Kunststoff
Vorteile
- einfache Handhabung
- robust
- können für das Fahrzeug passend gesägt werden
- können für Kurztripps Zuhause bleiben
- verbiegen sich nicht und passen nach Benutzung noch in ihre Halterung
Nachteile
- neigen bei Kälte zum Splittern
- brauchen viel Platz beim Transport
- etwas unangenehm ist das "glasfasern" beim Hantieren, Handschuhe benutzen!
- Waffleboards (GFK-Gitterroste) sind etwa doppelt so schwer wie vergleichbare Alu-Sandbleche
Zu beachten!
Waffleboards wie sie vom 4x4 Shops werbewirksam benamst werden sind eigentlich nichts anderes als Industrieware. Google nach einem Verkäufer von GFK-Gitterrosten in deiner Nähe, sie werden von verschiedenen Herstellern recht günstig angeboten. Dicken ab 38 mm, einseitig besandet, sind für unsere Fahrzeuge geeignet.
Mehr Informationen
- Ausführlicher Sandblechtestbericht im Mitgliederbereich.
Jutesäcke (engl. hessian bag)
Sozusagen die "Sandbleche des armen Mannes": sehr tiefe Jutesäcke (z.b. 2-3m tief), die im Bedarfsfall mit dem Material gefüllt werden, in dem man stecken geblieben ist (Sand, Dreck). Lassen sich auch aus billiger Polyesterfolie schneidern, Plastikfolie taugt hingegen wenig.
Vorteile
- einfache Handhabung
- extrem günstig
- extrem platzsparend
- perfekt "just in case" (immer im Auto lassen)
Nachteile
- müssen im Bedarfsfall zuerst gefüllt und danach wieder geleert werden
- nicht sehr robust
Wheel Winch (Radantrieb-basierte Winde)
Der "andere" Ansatz (und dehalb hier erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt :-)