Markise

Wer kennt ihn nicht, den rohrartigen Markisenkasten, der die rechte Dachkante eines jeden rechschaffenen Wohnmobils "ziert"?  Abgesehen davon, dass die Kasten hässlich und im Busch akut gefährdet sind, sind sie auch noch sauschwer: unter 20 kg ist so eine Markise von 3 m Länge nicht zu haben. Aber auf die Markise verzichten möchte man ja auch nicht.

Modell Leichtbau [Kasbah]

 

Angefangen hat das ganze mit einem Modell im Massstab 1:5, um die Winkel von Stützen und Spannbändern zu bestimmen:

Diese Markise ist 3 x 1.8 m und inklusive allem 4.4 kg leicht (Details: siehe ganz unten). Sie stützt sich nicht am Boden ab, wodurch sie sich am Fahrzeug selbst verspannen lässt, was das lästige Befestigungsproblem der Heringe in zu hartem oder zu weichem Boden löst. Gespannt wird sie über Transportbänder mit Ratschen. Am Fahrzeug ist eine Kederschiene angeklebt (Sikaflex 252 mit Sika Primer 206 G+P), an der Markise ein Keder angenäht. Bei starkem Wind wird mittig eine dritte Teleskopstange unterstellt, die mit Spannschnur und Hering abgespannt wird.

Es hat sich gezeigt, dass die Markisentiefe von 1.8 m eher knappen Sonnen- und Regenschutz bietet, weil die Kederschiene ca. 2.6 m über Boden angebracht ist und die Markise nicht sehr schräg nach unten gestellt werden kann, da sonst die Türe am Stoff streift. Deshalb haben wir eine Verlängerung von 70 cm genäht, welche bei Bedarf an der unteren Kante angeschlagen wird. Für diese Verlängerung müssen dann doch Heringe in den Boden gesteckt werden, die allerdings keinen grossen Zug zu bewältigen haben. Das nachstehende Bild zeigt die Verlängerung inklusive Mittelstütze. 

Eine identische Kederschiene auf der linken Fahrzeugseite gibt die Option zur linksseitigen Montage, je nach Sonnenstand.

Die Markise ist aus Airtex (beige 9816, LA-01) genäht, das sehr fest und viel leichter ist als klassische Baumwollzeltstoffe. Airtex und Keder sind von diekleinewerft (super Versandservice!), die Teleskopstangen und die Kederschiene von Reimo. Etwas schwierig sind beim Nähen die Ecken, da der Saum jeweils drei Lagen dick ist. Es lohnt sich, hier etwas zu pröbeln.

Der Teufel sitzt in den Detaillösungen:

Ösen in den Markisenecken — da der ganze Zug de Spannbandes über den Stift der Teleskopstütze auf die Markise übertragen wird, erwiesen sich einfache, eingedrückte Ösen als zu wenig fest, obwohl der Stoff dreifach ist. Bei starkem Zug verzog sich der Stoff, sodass auf der dem Zug abgewandten Seite der Öse ein Spalt Luft zwischen Öse und Markise zu sehen war. Abhilfe schaffte ein 0.5 mm Stahlblech, in dem die Öse jetzt sitzt, und das den Zug über 6 Schrauben auf den Saum der Markise verteilt. 

 

Der Nachteil dieser Lösung ist das mehrere zehn Gramm schwere Stahlteil an jeder Ecke. Löst sich bei Wind einmal das orange Band, dann fliegt einem das Metall um die Ohren. Alternativ könnte man: 1. die Ecken mit einem Stoffdreieck verstärken und von einen Sattler oder Segelmacher starke Stahlösen einpressen lassen statt der selbst eingehämmerten Ösen vo Bauhaus; 2. den Zug (das orange Band) nicht in die Stange einleiten und von dort über die Öse auf den Stoff übertragen, sondern den Zug in eine solide angenähte 20 oder 25 mm breite Nylon-Schlaufe einleiten. Die Schlaufe und das orange Band werden dann z.B. über einen sogn. "Soft-Schäkel" aus dem Segelbedarf verbunden. Nun wird die Zugkraft über die Nähte, mit denen die Schlaufe befestigt ist, direkt in den Stoff übertragen.

Abstützung auf Sandwichplatte — die Haut der Sandwichplatte ist nur 1.6 mm dick. Geklebte Edelstahlbleche (2 mm) mit zentralem Loch verteilen den Druck auf 4 x 4 cm. Am Fuss der Teleskopstangen ist eine Inbusschraube eingedreht, die das seitliche Wegrutschen verhindert.

Fixierung des Keders — sobald der Keder in die Kederschiene eingefahren und die Markise gespannt ist, verrutscht der er in der Schiene nicht mehr. Aber bis dahin reicht ein leichter seitlicher Zug und das Ding flutscht einseitig weg. Abhilfe brachte je eine in den Keder eingedrehte Blechschraube, auf der einen Seite fix mit Unterlagscheibe, auf der anderen mit abnehmbarer Klammer (Eigenbau, Edelstahl), damit der Keder eingeführt werden kann. Die schwarze Kordel verhindert das Verlieren der Klammer.

 

Das Ganze ist in je ca. 3 min. auf- und abgebaut. Verstaut wird die Markise in stilgerechter Transporttasche:

Gewicht: 4.4 kg = Markise 1.75 , 2 Teleskopstangen Alu à 0.6 , 2 Transportbänder mit Ratsche à 0.45 , Kederschiene 0.5 kg