Furten, Wasserdurchfahrt
Wir sind unterwegs auf einer tollen Piste, weit weg von der nächsten Ansiedlung. Und plötzlich ist da dieser Bach, das Flüsschen oder diese Schlammpiste mit tiefen Pfützen. Da müssen wir durch, sonst bleibt nur noch umdrehen.
Und nun? Wie vorgehen, was ist zu beachten?
Das Fahrzeug erzeugt eine Bugwelle. Je langsamer es sich bewegt, desto kleiner ist sie. Eine Bugwelle steht nicht allein, hinter ihr bilden sich Wellentäler und Wellenkämme, wie bei einem Stein den man ins Wasser wirft. So ein Wellenkamm ist deutlich höher als die ebene Wasserfläche und kann deswegen erhebliche Schäden anrichten. Ein Klassiker ist, dass der Kühlventilator auf die Wasseroberfläche schlägt, sich die Rotorblätter nach vorne verbiegen und in den Wasserkühler schlagen. Dabei wird der Kühlventilator und der Wasserkühler beschädigt.
Vorgehen:
Sehr oft entstehen Schäden, bei vermeintlich kleinen Wasserdurch-fahrten. Die x-te Pfütze heute, die dann eben doch tiefer war als vermutet. Für die Querung von grösseren Gewässern überlegt man sich sein Vorgehen im voraus. Siehe Checkliste Wasserdurchfahrt (Furten) Aber auch bei der x-ten kleinen Pfütze sollte man mindesten:
Nur mit gut vorgekühltem Motor in die Furt einfahren:
Dazu den Motor mit zugeschaltetem Lüfter (sofern von Hand zuschaltbar, sonst nachrüsten) so lange mit erhöhtem Standgas laufen lassen, bis die Kühlwassertemperatur so tief wie möglich anzeigt. Nun haben wir einerseits einen kühlen Motor und andererseits eine erhebliche Menge gut gekühltes Wasser im Kühler.
In der Furt wird nun also erst das Kühlwasser im Motor erwärmt, wodurch der Thermostat im Kühlwasserkreislauf öffnet und aus dem Wasserkühler das vorgekühlte Wasser in den Motor fliessen lässt.
Sollte das Furten nun wieder erwarten länger dauern und die Motortemperatur anzusteigen drohen, z.B. weil der Vorausfahrende nicht aus der Furt raus kommt und wir ihm ungeduldig gefolgt sind, hilft es vorbeugend die Heizung aufzudrehen und den Heizventilator auf volle Leistung schalten. ABER! Dank gut vorgekühltem Motor sind über 10 Minuten vergangen und eigentlich sollte man längst am anderen Ufer angelangt sein.
Wichtigster Grundsatz beim Furten: langsam angehen lassen, Schritttempo fahren!
Nach dem Furten
Nach dem Furten solltest du dein Fahrzeug von unten anschauen, ob noch alles da ist und ob nicht Dinge da sind die eingentlich nicht hingehören. Zwar schaut so ein Fransenvorhang nett aus, kann aber auch etwas Blokieren.
Zudem, wichtig: Deine Bremsen sind nass und ziehen auf den nächsten Metern deutlich weniger gut!
Wie tief ist denn nun "tief", konkrete Zahlen
Ausgehend vom Bremach T-Rex sind die Zahlen 55, 75, 85 massgebend. Natürlich nicht genau, aber doch so als grobe Richtwerte.
Bei einer Wassertiefe von 55 cm (Knietief, das ersten Trittbrett ist grad unter Wasser) sind Bremsscheiben, Verteilergetriebe und Achsen im Wasser. Das ist absolut problemlos, wir sind ja keine Trophyfahrer, die nach kurvenreicher Strasse das Fahrzeug von 100 Km/h auf Null herunterbremsen um dann gleich in die Furt einfahren. Da wir den Motor vorkühlen, haben auch die Bremsscheiben genügend Zeit sich abzukühlen. Die Achsgehäuseentlüftungen sollten bei einem Reisefahrzeug sowieso verlängert und hochgelegt sein. Was wir da "eben schnell" und ohne Aufwand durchfahren, liegt bereits über der maximalen Wattiefe eines normalen Geländewagen!
75 cm, das obere Trittbrett wird überspühlt. Bei den mit IQORON Luftfilter ausgestatteten Fahrzeugen ohne hochgelegtem Ansaug ist es nun an der Zeit, den Ansaugschlauch aus- und an den Türgriff hoch zu hängen. Wir sind bei einer Wassertiefe, die bereits über der von zünftigen Geländewagen (z.B. Toyota Landcruiser HZJ76) liegen. Furten mit dieser Tiefe sind schon eher selten, wozu eine Furt anlegen, die "keiner" Fahren kann?
85 cm, so lang sind etwa deine Beine, dein Hintern wird nass. Kühler, Kühlventilator, Batterien, Alternator, Klimakompressor, Motorblock, Getriebe, Tankdeckel... usw. tauchen nun ins Wasser ein oder sind teilwese schon drinn. Schon eine leichte Strömung kann bei dieser Menge an Wasser gehörig Druck aufbauen und ein Fahrzeug weg schieben! Für ein Reisefahrzeug, mit dem man ja auch tausende Kilometer nach Hause fahren möchte, sollte hier langsam Schluss sein. Der Trophyrenner kann tiefer rein, aber der hat ja auch ein Wartungsteam vor Ort und wenns schief geht einen Tieflader dabei.
Noch machbar aber schon grenzgängig 95 cm: Im Motorraum sind nun auch diverse Steckverbindungen unter Wasser und auch der ABS-Bremsdruckregler. Dazu kommen unzählige "Kleinigkeiten" z.B. am Wohnaufbau die eigentlich nicht unter Wasser getaucht gehörten. Furten mit dieser Wassertiefe sind selten, denn kaum einer kann sie nutzen. Vielleicht wäre es besser, eine andere Furt zu suchen oder den nächsten Morgen abzuwarten.
Nur noch theoretisch: 110 cm Wassertiefe, hier ist endgültig Schluss ohne gravierende Schäden zu riskieren. Dein Bauchnabel ist längst unter Wasser. Du hast dich offensichtlich geirrt, das war gar keine Furt! Dein Wohnaufbau ist im Wasser. Ein Kubikmeter Luft erzeugt einen Auftrieb von 1000 Kg, gleich beginnt dein Fahrzeug hinten zu schwimmen. Neben dem elektrischen Hauptanschluss Motor/Fahrraum/Steuergerät sind nun auch Turbolader, Abgaskollektor und Hochdruckpumpe kurz vorm Eintauchen und du kriegst nasse Füsse. Aber das ist egal, denn du wirst vermutlich eh zu Fuss ans nächste Ufer gehen...