Kommunikation
Das Thema Kommunikation auf Reisen hat bei Diskussionen in Foren und bei Treffen oder Veranstaltungen einen hohen Stellenwert. Die Verständigung von Fahrzeug zu Fahrzeug mit Funkgeräten; das Einweisen durch den Beifahrer von ausserhalb des Fahrzeugs in kniffligen Fahrsituationen; aber auch die Kommunikation bei der Stellplatzsuche, während einer Wanderung oder andern sportlichen Tätigkeiten, also eine Kurzstreckenkommunikation, sind das Eine.
Ein anderer, wichtiger Punkt ist aber immer auch die Kommunikation über weite Distanzen, weiter als mit einfachen Funkgeräten zu überbrücken sind. Der Mitreisende, den man irgendwo, weit weg von Handynetz treffen wollte, und der nun nicht da ist, oder Kommunikation bei Problemen oder in Notsituationen. Wie und wo kriege ich Hilfe, und wie kann ich die Helfer erreichen, also das Thema Satellitentelefon und Langdistanz-Funk.
Welches Gerät?
Inhomogene Welt
Heute bietet sich weltweit eine Vielzahl von Kommunikationstechnologien und -geräte für den mobilen Einsatz an. Leider ist es so, dass es weder den einen Standard noch das eine Gerät gibt, das alle Kommunikationsbedürfnisse löst.
Während sich der GSM-Standard in der Mobiltelefonie praktisch weltweit durchgesetzt hat (auch wenn die USA daneben noch einen eigenen Standard unterhalten), so ist die Abdeckung der Erde mit GSM-Netzen übers Ganze gesehen marginal und die Kosten hoch. Über GSM werden typischerweise zwei Gesprächspartner verbunden; Konferenzschaltungen sind machbar, wenn auch nicht mit einem einzigen Tastendruck. Die Kommunikation läuft digital und codiert, kann von Dritten also nicht ohne Weiteres mitgehört werden.
Funkstandards — und insbesondere die Zuteilung von Funkfrequenzen zu verschiedenen Zwecken und Nutzergruppen — sind stark national geprägt. Dass kann dazu führen, dass z.B. ein in Land A legales Funkgerät im Land B im Frequenzbereich von Feuerwehr, Polizei oder Armee sendet, was dort nicht zur Erheiterung beiträgt, sondern die Behörden zu raschem und entschlossenem Handeln veranlassen kann. Mit, wenn man sich erwischen lässt, durchaus unangenehmen Folgen. Funk ist eine broadcasting Technologie, d.h. einer sendet alle anderen hören mit, wodurch beliebig viele Teilnehmer vernetzt werden können. Mithören ist hier Programm.
Satellitentelefonie vernetzt, je nach Anbieter, auch den hinterletzten Winkel der Erde. Doch sind die Geprächstarife hoch, und die Verbindung ist auf jeweils zwei Teilnehmer beschränkt. Satellitentelefone haben deswegen in schwach besiedelten oder befahrenen Regionen, den Langdistanzfunk nur zum Teil ersetzt.
Was brauchst Du eigentlich?
Die oben genannten Einschränkungen haben zur Konsequenz, dass man neben dem Handy, das man ja ohnehin mitführt, nicht um die Anschaffung von weiterer Gerätschaft herumkommt, will man ausserhalb von mehr oder weniger dicht besiedelten Gebieten über die Rufdistanz hinaus kommunizieren. Um später von einem gewählten Gerät nicht enttäuscht zu sein, weil es für den gewünschten Einsatz nicht taugt, müssen vorab ein paar grundsätzlichen Fragen geklärt werden:
Mit wem willst Du kommunizieren?
Über welche Distanz?
In welchem Land, in welchem Gelände?
Diese Fragen möchten wir hier analysieren und daraus gewisse Empfehlungen ableiten. Auf spezifische Geräteklassen und Technologien gehen wir in untergeordneten Seiten (siehe oben) vertieft ein.
Kommunkationsszenarien
Die oben gestellten Fragen 1. und 2. führen uns zu möglichen Kommunkationsszenarien:
Mit wem willst Du über welche Distanz kommunzieren?
S1: mit meinem Beifahrer (5-200m)
S2: mit meinem Begleitfahrzeug (20-200m)
S3: mit meinem Begleitfahrzeug (bis wenige km)
S4: mit meinem Konvoi (50m bis wenige km)
S5: mit anderen Fahrzeugen, die ich erst "über die Luft" kennenlerne (ein paar hundert Meter bis einige km)
S6: mit irgend jemand, um Hilfe anzufordern (möglichst grosse Reichweite)
S7: mit einem Mitreisenden, dem man irgendwo weit ab vom Handynetz treffen will (dutzende-hunderte Kilometer)
usw.
Empfehlungen
Für S1 bis S7 sind Funkgeräte eine praktische Lösung, aber prinzipiell können (ausser für S5) auch GSM- oder Satelliten-Telefone eingesetzt werden — das kommt allerdings stark auf die Netzabdeckung und die Roamingkosten an.
Soll die Kommunikation über Funk erfolgen dann gilt:
Für S1 und S2 sind zwei einfache und günstige PMR446-Funkgeräte gut geeignet
Für S3 sind die folgenden Funkbänder eine gute Wahl: CB-Funk (11 Meter), 2-m-Band, 70-cm-Band, Australisch- Neuseeländisches UHF-CB-Band und hochwertige PMR446 Geräte
Für S6 ist das Satelliten-Telefon prädestiniert, wenn nicht ein leistungsfähiges bzw. teilnehmerreiches Funknetzwerk bereitsteht (siehe S5, unten).
Für S7 sind Satellitentelefone und leistungsstarke Funkgeräte geeignet.
Ausser für S6 und S7 kann die Wahl der Kommunikationstechnologie nur Funk sein, weil es mehrere eventuell im voraus unbekannte Teilnehmer gibt und längst nicht überall Handy-Verbindunge besteht.
Für S4 ist es wichtig, dass alle Teilnehmer des Konvois auf denselben Frequenzen mit genügender Reichweite funken und empfangen können. Idealerweise auf legalen Frequenzen.
Für S5 ist es wichtig, sich in ein weit verbreitetes Netzwerk einzuhängen (so es dies denn gibt)
Australien und Neuseeland sind in dieser Hinsicht ein weltweiter Sonderfall. Nur dort hat sich ein straff organisiertes Netzwerk etablieren können. Dort führt fast jedes Geländefahrzeug (im Gelände!) einen UHF-CB-Funk (477 MHz) mit; zusätzlich sind im ganzen Land mehrere hundert Relaisstationen installiert, sodass ein teilnehmerstarkes Funknetzwerk entsteht. In anderen Ländern fehlt es an Geld und/oder Willen zu einer flächendeckenden Funkversorgung.
Aber trotzdem gibt es auch im Rest der Welt mehr oder weniger organisierte, freie Funknetzwerke. Hier ein paar Beispiele:
In USA, Kanada und Mexiko ist der 11-Meter-CB-Funk beliebt, wo neben Geländefahrern auch fast jeder LKW, Truckstop, Abschleppdienst, sowie viele Tankstellen und Farmen mit solchen Geräten ausgerüstet sind
In Europa nutzen Fernfahrer für ihre Belange einen "eigenen" Funkkanal auf 11-Meter-CB
Indien hat ein benutzerstarkes flächendeckendes Citizen-Radio-Band. (im 11-Meter-Band) Allerdings mit anderen Frequenzen als der 11-Meter-CB-Funk nutzt
In Indonesien ist das Village-Radio (im 40 Meterband) ein viel benutztes Kommunikationsmittel auf Entfernungen bis ein paar hundert Kilometer
In Nordafrika hat sich die Frequenz 145.500 MHz (Amateurfunk-Anruffrequenz im 2-m-Band) als Quasistandard bei Wüstenfahrern etabliert... nicht ganz legal aber gut geeignet und auch "gut genutzt"
Netze, Netzabdeckung und Gelände
Die oben gestellte 3. Frage zielt auf Einschränkungen in der Auswahl von Technologien und Geräten durch deren Netzabdeckunge, Frequenzbänder und Eignung in Hinblick auf die Geländeform ab.
GSM
Für die Netzabdeckung ist in der GSM-Kommunikation die Wahl des Providers entscheidend. Um beim Beispiel von Australien zu bleiben: dort hat Telstra mit Abstand die beste Abdeckung, oft an "unmöglichen" Orten. Dafür sind sie natürlich viel teurer als die Providers, die nur die Stadtgebiete abdecken. Das selbe gillt aber auch in vielen anderen Ländern und Regionen. Die günstigen Anbieter haben selten das am besten ausgebaute Netz! Soll das GSM-Netz in Notfällen der einzige Rettungsanker sein, ist zuvor sorgfältig die Netzabdeckung des Providers abzuklären, was oft am einfachsten über im Internet publizierte Abdeckungskarten geschieht. Kann man denen vertrauen? – Man kann es nicht mit Sicherheit sagen.
Bei einer Reise die über mehrere Länder geht, z.B. Transafrika, Transamerika oder Transasia ist die ständige Verfügbarkeit einer Kommunikationsmöglichkeit über GSM-Netz nicht gegeben. Entweder man telefoniert nur wenn man im Einzugsgebiet von Ortschaften ist, oder man greift auf andere Kommunikationsmöglichkeiten (Satellitentelefon) zurück.
Satellitentelefonie
Bei der satellitengestützten Technologie muss man sich bereits bei der Wahl des Geräts auf ein bestimmtes System festlegen, was auch Einfluss auf die Netzabdeckung im globalen Sinn hat. Eine Diskussion dazu findet sich unter Satelliten-Telefon.
Um eine Verbindung mit einem Satellitentelefon aufbauen zu können, braucht es einigermassen freie Sicht zu den Satelliten, was in stark überbautem Gebiet, in Canyons und Wäldern oft nicht gegeben ist. Das Problem ist meist dadurch zu lösen, dass man sich an einen geeigneten Standort verschiebt.
Funk
Für einige oben aufgeführte Anwendungen ist Funk die einzige sinnvolle Lösung. Aber, wie oben erwähnt, fällt die Zuteilung von Funkfrequenzen in den jeweiligen Bändern (= ein fester Bereich von Funkfrequenzen) zu verschiedenen Zwecken und Nutzergruppen in die nationale Hoheit. Globale Arbeitsfrequenzen gibt es zwar viele, aber diese sind fest Vergeben (Flug- See- Not- und Amateurfunk) und immer an eine Lizenz oder Bewilligung gebunden.
Bildherkunft HB-Radio
Trotz Satellitentelefonie, setzen diverse Profianwender (Friedenssicherungs- und Hilfsorganisationen, Leitungsbauer, Wasserversorger, Fischer, Kraftwerksbetreiber, Polizei- und Zolldienste usw.) nach wie vor auf das unabhängige System des Kurzwellenfunk. Nur dort sind lange Gesprächsdauer, Live-Datenübertragung und Kommunikation mit/unter mehreren Teams möglich. Ein für diese Organisationen wichtiger Aspekt, die Unabhängigkeit von privaten Kommunikationsanbietern, ist für uns Fernreisende ohne
Bedeutung.
Eine ausführliche Diskussion dazu findet sich unter Funk.