Geländegängigkeit
Geländegängikeit ist eigentlich die falsche Bezeichnung. Wir schreiben lieber von Pistentauglichkeit.
Mit unseren Reisefahrzeugen geht eine Fahrt ins Gelände (also abseits von Strasse, Weg und Piste) oft nur wenige hundert Meter weit. Meist auf der Suche nach einem netten Platz für das Camp. Ganz anders bei Fahrten über Pisten! Da gibt es Schotter, ausgewaschene Queds, Wellblech, Windverschneidungen, Rinnen, Weichsand usw. und das auch gern mal auf hunderte Kilometer! Das ist eine deutlich grössere Belastung für Fahrzeug, Aufbau und Besatzung als beim "Geländefahren". Siehe auch Pistenfahren
Trotzdem, eine gewisses Mass an Geländegängigkeit wird gar nicht so selten benötigt!
Gut möglich, dass die Piste z.B. von den Auswirkungen der letzten Regenfälle nicht verschont geblieben ist. In gebirgigen Regionen können Gewitter Pisten unterspülen, Randbefestigungen weg reissen, Furten auswaschen, Böschungen wegspülen. In Ebenen können sich Seen bilden, Flüsse können Geschiebe ablagern, der ausgetrocknete See zur Morastfläche werden. Oder der letzte Sturm hat die selten befahrene Piste mit Sand verweht. Können wir solche Pisten nicht befahren, kann dies u.U. zu grossen Umwegen führen oder man kann das Wunschziel nicht erreichen.
Auch sehr unangenehm und schon oft erlebt: Nach stunden- oder tagelanger Fahrt über miese Rüttelpisten, stehen wir vor einem Hindernis. Entweder wir fahren da durch, oder wir müssen umdrehen und alles wieder zurück...
Unterwegs auf einer Piste im Antiatlas in Südmarokko, 3 Wochen nach ungewöhnlich starken Regenfällen. Umdrehen = 3 Tage Umweg.
Also dann doch lieber Steine und Sandbleche schleppen und Rampen bauen!
Etwas Geländegängigkeit ist also ein grosser Vorteil! Es braucht jedoch nicht das "super geländegängige Spezialfahrzeug" für eine tolle Reise. Im Gegenteil, damit kann man sich eine Reise vermiesen! Trotz modernster Fahrwerkstechnik und Computeroptimierten Reifenprofilen, lässt sich die Physik nicht übertölpeln.
Je herausragender ein Fahrzeug im Gelände ist, desto schlechter sind seine Fahreigenschaften auf befestigten Strassen.
Und jede Reise geht zu einem grossen Teil über befestigte Strassen. Muss man tausende von Kilometer nur in "Schleichfahrt vor sich hin schlingern" kann dies ganz schön aufs Gemüt schlagen.
Auch das Gewicht des Reisefahrzeugs spielt eine grosse Rolle. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Grösse, Gewicht und Geländegängigkeit!
ein leichteres Fahrzeug ist in jedem Gelände einem schwereren überlegen
in schwerem Gelände entscheidet "jedes Kilo" Mehrgewicht über durchkommen oder steckenbleiben
je länger, breiter, höher ein Fahrzeug ist, desto schlechter ist seine Leistung im Gelände
je schwerer ein Fahrzeug ist, desto grösser, stabiler, schwerer muss auch das gesamte Bergezeug sein
für ein grosses und schweres Fahrzeug, muss man erst mal ein geeignetes Bergefahrzeug finden
je leichter und kompakter ein Fahrzeug ist, desto einfacher ist eine Bergung
Die Geländegängigkeit von sehr grossen Reisefahrzeugen (gern als Expeditionsfahrzeug bezeichnet) ist schlecht; ungeachtet ihrer eindrücklichen Erscheinung! Sie haben ein hohes Gewicht zu schleppen und ihre Abmessungen sind ausgesprochen behindernd. Wo ein kleineres Fahrzeug schnell darüber- oder drum herum fährt, bieten sich ihnen unüberwindbare Hindernisse. Viele interessante Pisten (wie z.B. die auf den Bildern oben) sind für solche Fahrzeuge unfahrbar!
Beide Bilder aus Offroad-forum.de