Reifenschäden, Reifenabnutzung
Wenn dein Reifen so ausschaut, dann hast du die Vorzeichen, die er dir gab, übersehen!
Entlang von Autobahnen findet man allerhand Reifenmüll. Die meisten Überreste stammen von LKW-Reifen, weil diese belastungsbedingt eher mal das Zeitliche segnen als PKW-Reifen. Aber auch beim PKW und beim Reisefahrzeug sind Reifenschäden keine Seltenheit, wenn auch deutlich weniger spektakulär.
Ein Reifen platzt nur sehr selten ohne Vorankündigung. Meist sind schon lange vorher Schäden zu erkennen.
Hohes Gewicht, hohe Geschwindigkeit, Reifenalterung, Hitze, Schwachstellen von Remplern (Randstein usw.) und fahren mit zu wenig Luftdruck (schleichender Luftverlust) können für ein verfrühtes Ableben der Reifen sorgen. Bei Fahrzeugen im Reiseeinsatz kommen noch (zu) langes fahren mit Sandluftdruck dazu.
Risse zwischen den Profilblöcken
Typische Risse zwischen den Profilblöcken an einem 5 Jahre alten BF-Goodrich MT-Reifen
Oder hier bei einem 7 Jahre alten Michelin XZL
MTs (oder Michelins XZL) sind alles andere als gute Autobahnreifen und haben auf schwereren Fahrzeugen, bei hohen Temperaturen und hoher Geschwindigkeit mit verstärktem Abrieb, Rissen zwischen den Profilblöcken, Sägezähnen und Ausbrüchen zu kämpfen. Das ist ein konstruktionsbedingter Umstand, der sich (trotz aller Webeversprechen) nicht verhindern lässt!
Diese Reifen sind noch problemlos nutzbar, man sollte aber ab und zu ein Auge auf die Risse werfen. Werden sie markant grösser, ist der Unterbau (Gewebe) zu sehen oder kommt es zu schleichendem Luftverlust, müssen sie ersetzt werden.
Risse in der Flanke
Noch harmlos
Grad noch kurz vor dem Zerreissen erwischt...
Linkes Bild: Mit (zu) wenig Luftdruck (zu) weit oder (zu) schnell gefahren? Nicht jeder Reifen verträgt dies anstandslos. Hat der Reifen relativ weiche (=dünne) Flanken, so wie viele moderne Soft ATs und ist eher etwas breit für die Felge, walkt die Flanke stark am Felgenhorn, heizt sich dort auf und versprödet. Daraus entsteht dieses typische Schadensbild! Dieser Schaden ist noch harmlos. Es reicht, ab und zu einen Blick auf die Reifen zu werfen. Vergrössern sich die Risse markant, oder kommt es zu schleichendem Luftverlust, ist der Reifen nicht mehr zu gebrauchen.
Rechtes Bild: Dieser Reifen wurde mit deutlich zu wenig Luftdruck und hoher Zuladung gefahren. Es entstand ein Umlaufender Riss. Klar, dieser Reifen ist unreparierbar und nicht mehr zu gebrauchen.
Ausbrüche im Profil
Ausgebrochenes Profil bei einem AT
Ausgebrochenes Profil bei einem MT
Hitze, hohe Geschwindigkeit, hohes Gewicht. Typisches Autobahnproblem mit schwerem Camper, und wie beim Soft-AT (Bild links) ersichtlich, nicht ausschliesslich ein Problem der MT-Reifen. Auch lange Fahrten über sehr grobe Schotterpisten können zu diesem Bild führen. Solange der Ausbruch nicht tiefer geht, sind diese Schäden nicht weiter tragisch.
Sägezähne
Sägezahnbildung beim AT…
… oder hier beim MT
Eine ganz normale Abnutzung an den Rädern der Vorderachse. Sie verstärkt sich bei Autobahnfahrten mit hohem Gewicht, hoher Geschwindigkeit und grosser Hitze. Ist aber absolut ungefährlich und ein guter Grund, die Räder vorne/hinten mal wieder zu tauschen. Ein Laufrichtungswechsel ist beim klassischen AT übrigens absolut kein Problem. Laufrichtungsgebundene Reifen eignen sich sowieso nur eingeschränkt für die grosse Reise.
Auswaschungen
Auswaschungen an einem leicht-LKW-Reifen
Starke Auswaschungen deuten auf ein Problem an der Aufhängung hin. Spiel in Radlager, Radaufhängung, ausgeschlagene Spurstangenköpfe, defekte Stossdämpfer, defekte- oder falsch konfigurierte Federn, Unwucht des Rades usw. Bevor man neue Reifen aufzieht, sollte diese Komponenten durch den Fachmann kontrolliert und repariert werden!
Starke einseitige Abnutzung
General Grabber AT2 mit stark abgenutzter Rad-Innenseite
Starker Abrieb an der Rad-Innenseite (links im Bild)
Es ist normal, dass Reifen an der Vorderachse auf der Aussenseite der Lauffläche stärker abnutzen, als auf der Innenseite. Ist jedoch die Innenseite stärker abgenutzt, deutet dies immer auf einen Defekt an der Spureinstellung hin! Ein Werkstattbesuch ist angesagt um Folgeschäden zu vermeiden!
Bei starker einseitiger Aufrauhung der Lauffläche, (grosse Spurverstellung durch z.B. verbogene Spurstange- Spurstangenköpfe oder Lenkhebel), muss die Spur mit Bordmitteln "so genau wie möglich" eingestellt werden. Ein Fahrzeug mit stark verstellter Spur lässt sich kaum mehr Fahren, sämtliche Komponenten an Lenkung und Achse werden stark belastet!
Abnutzung
BF-Goodrich All-Terrain T/A
General Grabber AT2
Kein Schaden, sondern normale Abnutzung!
So sieht ein Reifen nach ein paar tausend Kilometer Schotterpisten aus. Andere Reifen hätten schon lange vorher das Zeitliche gesegnet. Die noch-nicht-so-modernen AT-Reifen wie BF-Goodrich All Terrain, General Grabber AT2, Cooper Discoverer S/T und alle MT-Reifen sind äusserst robust und stecken auch mieseste Pisten locker weg.
Karkassenbruch
Karkassenbruch
Mehrfacher Karkassenbruch
Links: Der typische Randsteinrempler, (hier war's allerdings ein Entwässerungsschacht) dieser Reifen muss sofort gewechselt werden. Aber das macht man sowieso, denn so ein Schaden geht mit kräftigen Vibrationenn einher. Je mehr "Niederquerschnitt" der Reifen ist, desto eher passiert so etwas.
Rechts: Ein Michelin XZL nach einem mehrere Meter weiten Sprung wegen einer übersehenen Verwerfung auf der Piste. Bei hochstehender Sonne ist es schnell mal geschehen: die Absenkung in der Piste sieht man zu spät, bremsen nützt nicht mehr viel, … und das Reisefahrzeug fliegt. Beim Aufschlag kommt viel Masse zusammen, der Sandluftdruck tut sein Übriges und der Reifen schlägt bis auf die Felge durch. Klar, dieser Reifen ist nicht mehr zu gebrauchen.
Laufflächenablösungen
Laufflächenablösung an einem Aufgummierten (Kaltbesohlung)
Gerade die Vulkanisierfähigkeit des Bindegummis mit Karkasse und Lauffläche sorgt immer wieder für Probleme bei den Kaltbesohlten. Zeigt ein Reifen solche Schäden, ist sein Versagen nur noch eine Frage der Zeit. Er sollte so rasch wie möglich ersetzt werden. Die Risse links von der Schieblehre zeigen, dass es zu enormen Temperaturdifferenzen zwischen Lauffläche und Karkasse gekommen ist.